Extraño
  [nicht mehr im Kino - Release: 19. August 2004]
   
 

Nah am Leben durch Schwangerschaft • Das junge argentinische Kino ist voller Ãœberraschungen, und mit zu den schönsten und gleichzeitig auch stillsten gehört "Extraño" von Santiago Loza. Das ist ein ausgesprochen intimer Film, der eine wunderbare Resonanz entwickelt, ohne irgendwelche spektakulären Momente zu bemühen. Ein feiner Film, der in seinem intimen Charakter besticht und uns über die Schwangerschaft der Frau und das Distanz nehmen des Mannes sinnieren lässt übers Leben. Eine sensible Annäherung auch ans Frausein.

Axel ist etwa 40 Jahre alt, ein Arzt, der nicht mehr praktiziert, wobei wir nie wirklich erfahren, weshalb. Er hat scheinbar für einen anhaltenden Moment alles verlassen und lebt vorübergehend mit seiner Schwester und ihren Kindern. Die Schwangere trifft er zufällig in einem Café um die Ecke, er hilft ihr kurz, sie lädt ihn zu sich ein und zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung, schleicht sich das ein, was wir Liebe nennen. Es scheint ein wenig, als hätte der Wind sie zusammen getrieben und sie sind aneinander haften geblieben.

In seinem ersten Spielfilm hat Santiago Loza eine enorme Intensität mit der schönen Kameraarbeit durch Willi Behnisch entwickelt, die Beleuchtung, der bewegende Soundtrack und nicht zuletzt das emotional exakte Spiel der Darstellenden bestechen: Julio Chávez als Axel ist grossartig. Loza folgt konsequent seinem Ziel, einen bescheidenen Film über ein paar Dinge zu gestalten, die nicht leicht in einem menschlichen Leben wahrnehmbar sind, die aber tief empfunden werden. Es ist ein Film der vorsichtigen Wörter und der zerbrechlichen Stille. In der Begründung der Tiger-Award-Jury von Rotterdam hiess es: "Extraño ist ein überzeugender und reifer Erstling, der das Risiko auf sich nimmt und seine eigene visuelle Sprache erfindet, um die äussere und innere Welt eines Mannes zu beschreiben, der ein Fremder geworden ist im eigenen Leben."


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REGIE:
Santiago Loza
PRODUKTION:
Ana Laura Bonet
Francesca Feder
María Galarza
CAST:
Julio Chávez
Valeria Bertuccelli
Raquel Albéniz
Chunchuna Villafañe
Jorge Prado
Eva Bianco
DREHBUCH:
Santiago Loza
KAMERA:
Willi Behnisch
SCHNITT:
Ana Poliak
TON:
Perfecto de San José
AUSSTATTUNG:
Alejandra Taubin

LAND:
Argentinien
Frankreich
Niederlande
Schweiz
JAHR: 2003
LÄNGE: 90min